Homöopathie

Wenn Sie 30 Minuten Zeit haben, ist dieser Film des Bayerischen Rundfunks ein guter Einstieg um sich ein eigenes Bild zu machen.

Was haben Tina Turner, das engliche Königshaus und Yehudi Menuhin gemeinsam?

Für sie und mit ihnen für Millionen von anderen Menschen ist die Homöopathie in vielen Situationen die Heilmethode der Wahl.
Der Grund? Die Homöopathie ist sanft und dennoch außerordentlich wirksam.

Um die Homöopathie besser zu verstehen, ist es hilfreich ihre Geschichte zu betrachten.
 

Zum Ursprung der Homöopathie

Der Begründer der Homöopathie als Heilmethode war der deutsche Arzt, Apotheker und Chemiker Dr. med. Samuel Hahnemann, geb. 1755 in Meißen, gest. 1843 in Paris. Dieser übersetzte 1790 die Arzneimittellehre des Engländers William Cullen ins Deutsche. Cullen wies in seinem Werk auf die erfolgreiche und bewährte Behandlung des Wechselfiebers (Malaria) mit Chinarinde hin, was er auf deren magenstärkende Bitterstoffe zurückführte. Hahnemann jedoch zweifelte an der Richtigkeit dieses Wirkungsmechanismus und widerlegte ihn durch einen bis dahin einzigartigen Selbstversuch. Er nahm einige Tage lang pulverisierte Chinarinde ein.
 
„Ich nahm des Versuchs halber etliche Tage zweimahl täglich jedesmal 4 Quentchen gute China ein; die Füße, die Fingerspitzen usw. wurden mir erst kalt, ich ward matt und schläfrig, dann fing mir das Herz an zu klopfen, mein Puls ward hart und geschwind; eine unleidliche Ängstlichkeit, ein Zittern (aber ohne Schauder), eine Abgeschlagenheit durch alle Glieder; dann Klopfen im Kopfe, Röthe der Wangen, Durst, kurz alle mir sonst beim Wechselfieber gewöhnlichen Symptome erschienen nacheinander, doch ohne eigentlichen Fieberschauder. Mitkurzem: auch die mir bei Wechselfieber gewöhnlichen besonders charakteristischen Symptome, die Stumpfheit der Sinne, die Art von Steifigkeit in allen Gelenken, besonders aber die taube widrige Empfindung, welche in dem Periostikum über alle Knochen des ganzen Körpers ihren Sitz zu haben scheint – alle erschienen. Dieser Paroxysm dauerte 2-3 Stunden jedesmal und erneuerte sich, wenn ich diese Gabe wiederholte, sonst nicht.“
 
Die Hypothese Hahnemanns lautete nun: Die Chinarinde heilt nicht die Malaria, weil sie den Magen tonisiert oder dieses oder jenes im Körper bewirkt, sondern weil sie beim Gesunden Symptome erzeugt, die dieser Krankheit sehr ähnlich sind.
Diese grundlegende Erkenntnis überprüfte und bestätigte Hahnemann gemeinsam mit anderen in jahrelanger Arbeit an verschiedenen Substanzen. 1796 formulierte Hahnemann dann sein fundamentales Heilgesetz:
 
„Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt oder: Similia similibus curentur.“
 
Später nannte Hahnemann seine neue Heilmethode dann Homöopathie (homoios = ähnlich; pathos = Leiden)

Im Laufe seiner weiteren Forschungen entwickelte Hahnemann dann eine einzigartige, bis heute verwendete Verfahrenstechnik, die Ursubstanzen, die dem Pflanzen-, Tier- und Mineralreich entstammen, unter Zuhilfenahme von Alkohol und Milchzucker zu den verabreichten Arzneimitteln aufzubereiten.

Die Ursubstanz wird mit mehreren Teilen Lösungsmittel wie Alkohol oder Milchzucker verdünnt und verschüttelt bzw. verrieben. Den Vorgang nennt man Potenzierung.

Hängt die Wirksamkeit herkömmlicher Arzneien von der Menge der Wirkstoffe ab, verhält es sich bei homöopathischen Mitteln genau umgekehrt: Je höher die Potenz, das heißt je stärker Verschüttelung/Verreibung und Verdünnung, umso besser die Wirkung – gerade auch dann, wenn der Ausgangsstoff nicht mehr in dem Medikament nachzuweisen ist.

In diesem scheinbaren Paradox liegt wohl einer der wesentlichen Gründe, weshalb es so schwer ist die Homöopathie zu verstehen.

Es wirkt nicht die Substanz selbst, sondern die Information, die der Substanz zu eigen ist. Diese bewirkt eine Reaktion im Organismus und damit die Aktivierung der Selbstheilungskräfte.

Nach der Methode Hahnemanns wurden bereits vor 200 Jahren sogenannte Arzneimittelprüfungen durchgeführt. Dabei notierten gesunde Freiwillige bis ins kleinste Detail die Symptome körperlicher, seelischer und geistiger Art, die sie nach der Einnahme einer Substanz an sich feststellten. Diese Prüfungsergebnisse werden dann in homöopathischen Arzneimittellehren als Arzneimittelbilder zusammengefasst und dienen dem Homöopathen als wesentliche Basis bei der Wahl des homöopathischen Mittels.

Die homöopathische Behandlung

Das ausführliche Gespräch bei der Neuaufnahme eines Patienten (Erstanamnese) bildet die Grundlage der homöopathischen Behandlung. Dem Behandler geht es nicht nur um die Diagnose, sondern um die genaue Beschreibung der Beschwerden und ihrer Begleiterscheinungen.

  • Wie äußern sich die Beschwerden genau?
  • Was verändert die Beschwerden?
  • Wann treten sie auf?
  • Was war möglicherweise der Auslöser?
  • Welche Begleitbeschwerden treten möglicherweise auf?
  • Dabei wird der Homöopath oft auch nach Einzelheiten fragen, die dem Patienten bisher als unwichtig erschienen.

Während des Gesprächs macht sich der Homöopath Notizen, die er danach, auch mit Hilfe von Literatur und Computer, nach den Regeln der klassischen Homöopathie sorgfältig analysiert und auswertet.

Das Ziel des Homöopathen ist es, das homöopathische Arzneimittel zu finden, welches in seinem Bild dem Krankheitsbild des Patienten am ähnlichsten ist.

Jeder Patient wird unabhängig von der Diagnose als einzigartige, individuelle Persönlichkeit behandelt.

Ist das passende homöopathische Mittel gefunden, so wird es dem Patienten verabreicht. In der klassischen Homöopathie wird  immer nur ein Mittel eingenommen, es wird entweder als einmalige Gabe gegeben oder mit genauen Anweisungen der Wiederholung täglich, wöchentlich etc.

Oft kommt es bereits kurz nach der Einnahme des Mittels zu einer sogenannten Erstreaktion, das heißt, die bisher vorhandenen Symptome können vorübergehend stärker werden und sich deutlicher zeigen. Eine solche Erstreaktion kann das erste positive Anzeichen für eine Heilreaktion des Organismus sein. Auch kann sich im Laufe der Behandlung das eine oder andere alte Symptom noch einmal zeigen oder eine verstärkte Ausscheidungsreaktion wie Schwitzen, Schnupfen, Ausfluss etc. auftreten.

Aufgabe des Patienten ist es, nach der Mittelgabe alle Veränderungen sorgfältigst zu beobachten und eventuell auch aufzuschreiben. Der Patient sollte dabei möglichst keine Vorauswahl treffen und nichts verschweigen. Bei der Folgekonsultation werden alle Vorkommnisse und Veränderungen zur Beurteilung der Mittelreaktion herangezogen. Die Folgesitzung bei einer konstitutionellen Behandlung findet meist nach 6-8 Wochen statt und dauert meist zwischen 30 und 50 Min.

Was ist zu noch zu beachten bei der homöopathischen Kur?

Bitte meiden Sie während der Behandlungszeit andere homöopathische Medikamente.

Meiden Sie auch Kaffee, Drogen, starke ätherische Öle wie Menthol, Kampfer und Eukalyptus sowie Kamille und Pfefferminze. Diese Substanzen können die Wirkung des homöopathischen Mittels beeinträchtigen.

Eine gute Homöopathische Behandlung erfordert die sorgfältige Mitarbeit des Patienten. Je differenzierter, offener und vielfältiger die Hinweise sind, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das passende Mittel gefunden werden kann.

Und noch etwas: Nicht immer wird sofort das „bestpassende“ Mittel gefunden, dann ist auf beiden Seiten erhöhte Sorgfalt, Offenheit und Geduld notwendig. Dies gilt besonders auch für schwere, chronische Krankheiten. Hier kommen im Laufe einer homöopathischen Kur oft verschiedene Mittel (nacheinander) zur Anwendung.

„Ein Musiker versteht die Macht der Feinheit. Die mikroskopisch kleine Abweichung in der Melodie verleiht der Musik das Leben, fehlt diese, bleibt die Musik tot. Ich bin überzeugt, dass das gleiche Prinzip auf die Homöopathie zutrifft.“ Yehudi Menuhin